Die Rosenheim-Cops

“Die Rosenheim-Cops”-Star Dieter Fischer: “Warum Sterbebegleitung so wichtig ist”

Dieter Fischer

Der beliebte Kommissar aus den “Rosenheim-Cops” setzt sich leidenschaftlich für Hospize ein – auch aus der Erfahrung mit seinen eigenen Eltern.

Seit 14 Jahren gehört Dieter Fischer (54) zum TV-Inventar: Das bayrische Urgestein spielt in der ZDF-Erfolgsserie “Die Rosenheim-Cops” den Kommissar Anton Stadler, Spitzenquoten inklusive. Trotz des Erfolgs bleibt er geerdet – neben seiner Arbeit als viel beschäftigter Schauspieler im Fernsehen und im Theater engagiert er sich als Schirmherr beim Hospizverein im Pfaffenwinkel, der unter dem Dach der katholischen Kirche im Kloster Polling sein Zuhause hat. Für Dieter Fischer ist Nächstenliebe nicht nur ein Wort – auch wenn er jetzt in der Komödie im Bayerischen Hof einen sündigen und leicht korruptem Gottesmann gibt: “Kardinalfehler” steht noch bis zum 11. Mai auf dem Spielplan.

Dieter Fischer: “Ich brauche Spiritualität in meinem Leben”
Sind sie noch gern in der Kirche?

Ja, ich bin gerne katholisch und habe trotz aller negativen Schlagzeilen nie daran gedacht, diese geistige Heimat zu verlassen. Ich brauche Spiritualität in meinem Leben, und die spüre ich, wenn ich in eine Kirche gehe und mich reinsetze. Und dann noch was Wichtiges: Es gibt so viele tolle Menschen in der Kirche, die nicht viel Aufhebens um sich machen. Schwester Raphaela vom Kloster Polling oder Schwester Angela vom Hospizverein im Pfaffenwinkel zum Beispiel. Das sind Engel der Nächstenliebe.

“Es geht nicht um Lebensverlängerung um jeden Preis”
Sie engagieren sich dort als Schirmherr – warum haben Sie sich dieses schwierige Thema gewählt?

Weil der Tod bei uns weggeschoben wird. Wir drücken ihn einfach weg. In südlichen Ländern sterben alte Menschen noch im Kreis der Großfamilie, bei uns ist das eine Seltenheit. Einsam sterben ist furchtbar. Ich möchte dieser wunder-baren Idee der Hospize mit meiner Bekanntheit ein öffentliches Gesicht geben. Und natürlich um Spenden werben. Für todkranke Kinder wird viel gespendet, bei sterbenden Erwachsenen ist es schon deutlich weniger. Ich dachte mir, da ist Handlungsbedarf, da setze ich mich ein. Die Landtagspräsidentin Ilse Aigner unterstützt mich als zweite Schirmherrin dabei. Jetzt wird sogar mit Spenden ein zweites Hospiz gebaut. Andere Klöster werden aufgelöst, wir machen einen Anbau. Wir wollen die Zahl der Betten von acht auf 16 aufstocken, es gibt eine lange Warteliste. Und es ist völlig egal, ob jemand katholisch ist oder wo er herkommt, wir behandeln alle gleich. Wer dran ist, ist dran. Es geht nicht um Lebensverlängerung um jeden Preis, sondern einen guten entspannten Abschied.

Was haben Sie im Hospiz erlebt?

Ich habe zum Beispiel von einer Frau gehört, die zum Sterben mit ihrem Mann in die Schweiz fahren wollte, dort ist ja der begleitete Suizid erlaubt. Er starb dann früher, sie kam ins Hospiz. Und sagte mir dann: ‘Wenn ich gewusst hätte, dass es so etwas gibt, wäre ich nie auf die Idee mit der Schweiz gekommen.’ Sie hatte zwei Urängste: Mit Schmerzen sterben und einsam sterben. Beides kann das Hospiz verhindern. Im Schnitt sind die ‘Gäste’, wie wir sie nennen, 16 Tage da. Aber es gibt Ausnahmen.

Haben Sie eine erlebt?

Ja, eine Frau wollte noch mal heim, weil sie das Gefühl hatte, es ist noch nicht so weit. Einige Wochen später habe ich sie wieder gesehen. Sie saß im Bademantel bei einer Lesung von mir im Hospiz. Und ist dann ganz friedlich gestorben. In Würde, darum geht es.

Dieter Fischer: “Ich würde auch in ein Hospiz gehen”
Ihre Eltern sind bereits gestorben, wie schwer war das für Sie?

Sehr schwer, sie haben beide in der Traktorenfabrik Schlüter gearbeitet, auch deshalb sammele ich diese Schlepper, elf Stück habe ich. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an meine Eltern denke, sie sind einfach da. Manchmal in einem Lachen oder einem Geruch. Meine Mutter wurde 61 Jahre alt, mein Vater 71. Es hat mich damals schwer erschüttert, sie so leiden zu sehen, ich fühlte mich hilflos. Wenn ich damals schon von einem Hospiz gewusst hätte, hätte ich ihnen diesen Abschied gegönnt. Wir waren in der Familie überfordert damit. Im Sterben sind wir alle keine Profis. Beim Hospiz geht es ja nicht nur um die Begleitung der Sterbenden, sondern um die der Familien. In der letzten Phase ist es wohl so, wie wenn man unter Wasser ist und ab und zu noch mal auftaucht. Das Leben verschwimmt.

 

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