In aller Freundschaft

„In aller Freundschaft“-Star packt über seine Zeit im Gefängnis aus

Wolfgang Berger (Horst Günter Marx, l.) versucht Matteo Moreau (Mike Adler, r.) zu überzeugen.

Horst Günter Marx wurde in der DDR zu 18 Monaten Haft verurteilt. Jahrzehnte später spricht der „Die jungen Ärzte“-Darsteller über das Erlebte.

Erfurt – Während aktuell eine heikle Situation bei „In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“ für Trubel sorgt, hat ein Hauptdarsteller auch im echten Leben so einiges hinter sich. Seit der ersten Folge spielt Horst Günter Marx den kaufmännischen Leiter Wolfgang Berger. Der heute 69-jährige Schauspieler hat eine bewegte Vergangenheit und blickt auf eine Zeit in DDR-Haft zurück.

 

„In aller Freundschaft“-Star packt über seine Zeit im Gefängnis aus
„Sie passierte bei Nacht und Nebel. Ich war gerade vom Theater nach Hause gekommen“, beschreibt Marx im Interview mit t-online den Moment seiner Verhaftung in der DDR. Mitten in der Nacht wurde er abgeholt – mit der typischen Aufforderung „Zur Klärung eines Sachverhalts“. Was folgte, waren 18 Monate Gefängnis.

Der Grund für seine Inhaftierung: Marx hatte einen Ausreiseantrag gestellt und wollte die DDR verlassen. „Es brodelte damals in dem Land und Verhaftungen dienten als Abschreckung. Uns wurde Gruppenbildung und Zusammenschluss zur Verfolgung gesetzwidriger Ziele vorgeworfen“, erklärt der Schauspieler, der zu DDR-Zeiten hauptsächlich am Theater arbeitete.

Hauptdarsteller aus „In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“ saß monatelang in Haft
Nach vier Monaten Untersuchungshaft kam es zur Gerichtsverhandlung, die Marx als „reine Rechtsbeugung“ bezeichnet. Sein damaliger Anwalt Gregor Gysi hatte einen Freispruch beantragt – ohne Erfolg (mehr über „In aller Freundschaft“ bei RUHR24 lesen).

„Man konnte sagen, was man wollte, man hatte keine Chance, da wieder rauszukommen. Das, was in der Anklageschrift stand, wurde einfach als Urteil formuliert“, erinnert sich der „In aller Freundschaft“-Darsteller.

Eine Szene aus „In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“.

Im Gefängnis arbeitete Marx in einem Metallwarenwerk. Die größte Angst des Schauspielers war jedoch, nach seiner Haftzeit weiterhin in der DDR leben zu müssen: „Ich wollte nicht all die Monate im Gefängnis auf mich nehmen, dann aber mein Ziel, die Ausreise, nicht erreichen.“

Dramatische Erlebnisse: „In aller Freundschaft“-Star erlebte Folter im DDR-Gefängnis
Diese Verzweiflung führte zu einem Zusammenbruch, der dramatische Folgen hatte. „Sie haben mich daraufhin in eine Einzelzelle gesperrt und mich mit den Händen und Füßen ans Bett gekettet. Sie nannten es Isolation, aber es war Folter“, berichtet Marx.

Der angebliche Grund: Selbstmordgefahr. Drei Tage blieb er gefesselt. „Man ist total hilflos. Ich habe nichts mehr gegessen, habe versucht, mir die Pulsadern durchzubeißen“, schildert der Schauspieler die traumatischen Erlebnisse.

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis kam Marx zunächst zurück in die DDR – genau das, was er am meisten gefürchtet hatte. Doch drei Monate später, am 13. Dezember, durfte er endlich ausreisen.

„In aller Freundschaft“-Liebling sieht DDR-Haft als prägende Erfahrung
Heute kann Marx aus seiner dunklen Vergangenheit sogar Kraft schöpfen: „Ich bin heute stabiler. Man denkt immer: Schlimmer kann es gar nicht kommen. Man ist dem Leben gegenüber dankbarer – für alles Schöne, was einem passiert“, erklärt der Schauspieler, der seit 2015 bei „In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“ zu sehen ist.

 

Related Articles

Back to top button
error: Content is protected !!

Adblock Detected

DISABLE ADBLOCK TO VIEW THIS CONTENT!